Lerning by Doing

„Go silent“

(oder „Alles hat seine Zeit“)

Im Leben hat alles seine Zeit.
Und weil diese Existenz ein großartiger und nonlinearer Reigen ist, können wir Rhythmen beobachten, wenn wir achtsam an diesem Tanz teilnehmen.
Unser Leben spielt sich zwischen rasend schnellen Bewegungen und scheinbar völligem Stillstand ab.
Manchmal gibt es Unmengen zu tun, dann wieder müssen wir geduldig warten.
Wir sind mit unserer eigenen Biografie und mit unserem Alltagsgeschehen in die großen Auf und Ab’s, Kommen und Gehen der Natur eingebunden.
Von den ganz großen Rythmen erzählen uns die alten Mysterienschulen. Diese Zeiträume überschreiten bei weitem ein einziges Menschenleben.
Aber in unserem eigenen Leben erfahren wir Sonnen- und Mondrhythmen, Jahreszeiten, Tageszeiten, Flut und Ebbe, Geburt und Tod.

Und jetzt ist Herbst- und Winterzeit.

Sie bringt uns die rauchig-kühle Luft morgens auf dem Weg zur Arbeit. Sie kommt mit den ungemütlichen Winden in den Alleen, die unser Haar zerzausen. Sie tröstet noch einmal mit den warmen erdig-goldenen Farben in den Bäumen, bevor sie uns mit den kreisenden Vogelschwärmen, die sich in den Süden verabschieden, an Abschied erinnert. Sie malt graue Himmel und kahle Landschaften. Manchmal legt sie stillen Schnee über all die Leblosigkeit. Und an den langen Abenden spüren wir das Ziehen des Loslassen in unseren Knochen und in unserem Herzen. Etwas im Innen wird schwerer, zäher, langsamer und beginnt, sich von uns abzulösen. Und wenn wir der Zeit erlauben, uns in ihre Bewegung des Nachinnenwendens mitzunehmen, dann zieht sie uns sanft und spiralförmig mit sich hinunter zu dem Pol des Ruhens.
Jetzt ist es Zeit „silent“ zu gehen, still zu werden und zu schweigen.
Hier entsteht ein besonderer Raum – unser Raum.

Silence – Stille – Innerer Raum

Das moderne Leben ist so schnell geworden. Gefäßig verschlingt es unsere Lebenszeit. Es stopft uns voll mit Nonsens und läßt uns keine Zeit zum Verdauen. Wir sind so satt. Kaum ertragen wir noch mehr Anregung und Abwechslung. Wir stumpfen ab über all dem bllligen Plastik-Fastfood-Rundumdieuhr-Vorhersehbaren- Angebot.
Viel Übung und Disziplin wird es brauchen, um zu unterscheiden, was wirklich wichtig ist, was jetzt wirklich zu tun ist und was nur der Ablenkung vom Eigentlichen dient.
Alle sehnen sich nach etwas Echtem, Seltenen, Erstaunlichen. Jeder hofft auf etwas, dass in sein Leben einschlägt wie ein Meteorit und ihn zwingt, anzuhalten, stehenzubleiben, zu atmen und zu fühlen, so dass der Albtraum der Mittelmäßigkeit endet. Wir hoffen auf eine Bedeutsamkeit, auf so etwas wie eine Liebe, die uns bis ins Mark erschüttert.

Verwandele Hoffen in Sehnen

Höre auf, darauf zu hoffen, aber höre nicht auf, Dich danach zu sehnen.
Gib diese Sehnsucht nicht auf.
Gib dieser Sehnsucht die Langsamkeit des Herbstes und die Stille des Winters.
Gib dieser Sehnsucht diesen Raum des Schweigens. Lass Deine Sehnsucht zu Deiner Führung werden, wie eine Füchsin, die vorangeht und Dich in die verborgenen Räume Deines tieferen Wesens bringt.
Dort – und nur dort – wird es auftauchen, dieses Echte, Seltene, Erstaunliche.
Es taucht aus Deinem Innersten auf. Aus Deinen Tiefen fängt es an, hervorzusickern wie aus einer verborgenen Quelle.
Es wird Dich erschüttern bis ins Mark. Es wird Dich durchdringen bis in jede Faser. Es wird Dich erfüllen mit dem Echtesten allen Echtesten.
Dieses Kostbare hat seine Zeit und keinen Namen. Und es gehört Dir und nur zu Dir.
Es kann nicht anders als diesen Raum zu füllen, den Du erschaffst durch Dein Schweigen, Dein Stillwerden, Dein Warten…mit Wärme und Geborgenheit, mit einem Gefühl von Ankommen und Zuhausesein, mit Frieden und Entspannung.

Gib DIR diese Zeit. Gib DIR diesen Raum. Gib DIR DICH zurück. Mehr gibt es jetzt nicht zu tun.

Geboren 1968, mittlerweile im Norden Deutschlands lebend, lernend, lehrend, schreibend, bin ich Lebenskünstlerin, Menschenliebhaberin und leidenschaftliche Gärtnerin...gesegnet mit Kindern, Katzen, Pferd und besonderen Menschen an meiner Seite...