Lerning by Doing

Er steht einfach nicht auf mich! Teil 1

Er steht einfach nicht auf mich – das ist eine wirklich schwer zu schluckende Kröte, finde ich. Vor allem, wenn ich den Typ wirklich toll finde und mag.

Warum fällt es mir so schwer, diese Wahrheit zu akzeptieren? Warum finde ich stattdessen lieber ein Haufen schwacher Erklärungen für den Kerl, der ewig nicht zurückruft, auf meine Nachricht tagelang nicht antwortet oder mich mit Allgemeinplätzen abspeist?

Eigentlich weiß ich schon in der ersten Minute, ob der Mann ein „high quality man“ ist, wie die Engländer so schön sagen. Mein weiblicher Instinkt trügt mich nicht, ist kompromisslos ehrlich und gibt mir ein klares GO!, wenn sich der Mann als „Mogelpackung“ herausstellt.

Dating will gelernt sein

Das hätte man mir mal eher sagen sollen, dass ich zum schmerzfreien Daten eine Anleitung brauche, um nicht in alle Fettnäpfchen zu treten, die sich anbieten.

In Irland haben Freundinnen und ich eine kleine Gruppe gegründet, um uns bei diesem offensichtlich komplizierten und komplexen Thema zu unterstützen und auszutauschen. Das Thema ist also grenzüberschreitend! Wir haben uns gefragt, wieso es so schwierig geworden zu sein scheint, jemanden Neues für eine romantische Beziehung kennenzulernen.

Für mich ist es jedenfalls so, dass ich mich nie wirklich auf dem „Kennlern-Marktplatz“ bewegt habe, so dass mir einfach die Erfahrungen fehlen, wie man das angeht und wie man die sogenannten „red flags“ erkennt. In meinen Twenties habe ich neben meinem Studium nachts in einer großen Berliner Discothek hinterm Tresen gestanden und meine Ausgeh-Partner waren meine Arbeitskollegen. Und mit einem hat es dann auch gefunkt und wir probierten Paarbeziehung und Elternschaft. Als es auseinanderging, hatte ich keine Zeit mehr, mich mit Männern zum Ausgehen zu treffen. Ich war eine frischgebackene Mutter und das war für die meisten Kandidaten eine „red flag“ und außerdem unsexy.

Die nächste ernsthafte Beziehung, die in eine Heirat mündete und einen zweiten Sohn hervorbrachte, begann ich mit einem netten Mann, den ich im weitesten Sinne auch durch meine Arbeit, aber dieses Mal als Apothekerin kennenlernte. Also auch ungeplant und scheinbar zufällig, nicht ganz unkompliziert, aber schnell eindeutig.

Nochmal von vorn? Wirklich?

Und jetzt – die Ehe ist vorbei, die Kinder aus dem Haus – stelle ich mir die Frage: Will ich das wirklich? Will ich nochmal von vorne anfangen, mit jemandem, der offensichtlich auch in der zweiten Hälfte des Lebens angekommen ist, dessen biologischen Gründe, eine Frau zu suchen, möglicherweise ebenfalls in den Hintergrund gerückt sind, der keine Familie mehr planen will und eigentlich auch so ganz gut klar kommt. So jemand wie ich? Welche Motive und Absichten haben wir jetzt, um uns auf das Abenteuer „Partnerschaft“ einzulassen? Wenn ich ehrlich bin, fallen mir gerade keine wirklich guten ein. Und nur „um nicht allein zu sein“, das reicht für mich nicht.

Daher funktioniert für mich auch das Ding mit den Dating-Platfformen nicht. Ich habe mich mit ein paar Männern geschrieben und mit einigen auch getroffen. Es ist immer das gleiche. Partnersuche ist oft das Ersatzmittel für fehlende Visonen in der zweiten Lebenshälfte, wenn die Aufgaben der Elternschaft erfüllt sind. Männer ohne Kinder treffe ich gar nicht erst. Mir ist das zu wenig und gleichzeitig auch zu viel. Zu wenig Neugier und Engagement und zu viel Erwartungen auch an mich als potentielle Lebensgefährtin.

The Love You Deserve

Nachdem ich in den letzten paar Jahren ein paar unangenehme und auch ziemlich schmerzhafte Erfahrungen machen musste, habe ich beschlossen, etwas über das Thema zu lernen, von dem ich bisher ausging, dass ich alles darüber wüsste, nach 15 Jahren Ehe. Also habe ich mir ein Haufen Bücher bestellt und Blogs gelesen, mit anderen Frauen gesprochen, und auch mit Männern, und alle Fragen gestellt, die mir dazu eingefallen sind.

Ich habe nämlich eine Vision für meine zweite Lebenshälfte. Da ist kein Platz für eine gewöhnliche Beziehung. Ich möchte auch keine Lebenszeit  verschwenden mit Kompromissen, die mir irgendwann wieder auf die Füße fallen, nach dem Motto: Was hast Du zu bieten? Kann ich das brauchen? Und was biete ich im Tausch dazu? – Ein Mann, mit dem ich mich letztens traf, war da ganz direkt. Er checkte mich richtig gehend aus. Als ich ihn daraufhin wies, meinte er: „Ich muss doch wissen, ob mein Investment an Zeit und Geld sich lohnt. Mein Investment in Dich.“

Ich bekomme, was ich verdiene – dieses Gesetz bekommt in diesem Zusammenhang eine ganz andere Bedeutung für mich. Und ich muss mir selber eingestehen, dass ich ganz tief in mir die Überzeugung mit mir herum getragen habe, dass ich froh sein kann – also wirklich froh – wenn irgendwer sich für mich interessiert. Standards setzen? Das ist anmaßend, arroganz udn selbstüberschätzend! Dies war eine versteckte Botschaft meiner Eltern jahrelang an mich. Die hielten mich nämlich beide für „schwierig“. Ich sei zu aufmüpfig und zu wenig kompromissbereit, würde zu wenig auf die Bedürfnisse anderer eingehen und überhaupt!…“Ach Ulrike, Du bist zu anspruchsvoll und kompliziert. Das mögen Männer gar nicht!“ höre ich auch mein Tantchen flöten Und schwierige und komplizierte Frauen verdienen nun mal keine high quality men!

Zeit aufzuwachen und die eigenen Standards neu festzulegen

Ladies! Das ist meine Botschaft an Euch. Sie kommt von einer, die sich ab heute die radikale Erlaubnis gibt, echt ansprichsvoll und mega-kompliziert zu sein! Denn:

Wenn wir uns hin und her gerissen fühlen, sobald ein Mann mit unklaren Botschaften in unser Gesichtsfeld rückt, dann ist das eine RED FLAG!

Wenn wir uns emotional verwirrt fühlen, weil wir emotionale Doppelbotschaften vom Angebeteten bekommen, dann ist das eine RED FLAG!

Wenn wir uns wartend vor dem Handy oder dem PC oder der Wohnungsklingel wiederfinden, ganz grau im Gesicht und jedes echte Leuchten aus den Augen vermissen lassen, dann ist das eine RED FLAG für den Typ, der uns warten lässt!

Wenn wir unseren Sport absagen, das gemeinsame wöchentliche Treffen mit unseren Freundinnen, den Urlaub verschieben, weil der angesagte Lover gerade nur dann mal etwas Zeit für uns zur Verfügung stellen kann, wenn wir das Lieblingsessen verschmähen, weil es zu dick macht, wenn wir auf einmal anfangen, etwas über Motorräder zu lernen oder uns für schnelle Autos zu interessieren, obwohl uns beides eigentlich Angst einjagt, nur damit der Typ uns als seine neue Co-Pilotin akzeptiert – kurz, wenn wir uns selbst dabei beobachten, dass wir anfangen, uns zu verbiegen, dann sind das viele RED FLAGS!

Und eine dieser Dinger sollte schon reichen, um in Sekundenschnelle zu registrieren: Ich steh einfach nicht auf ihn! Mit ihm kannst ich meine Standards nicht leben!

Fazit!

In dem Falle winke dem Kellner, bezahle Deinen Champagner, verabschiede Dich freundlich und dann nichts wie weg! Es wartet Dein fantastisches Leben auf Dich!

Geboren 1968, mittlerweile im Norden Deutschlands lebend, lernend, lehrend, schreibend, bin ich Lebenskünstlerin, Menschenliebhaberin und leidenschaftliche Gärtnerin...gesegnet mit Kindern, Katzen, Pferd und besonderen Menschen an meiner Seite...