Lerning by Doing

3 Stärken und wie wir sie unseren Kindern vorenthielten

Für meine Söhne und für meine liebe Freundin

Meine liebe Freundin, eben riefst Du mich an, um mir unter Tränen mitzuteilen, dass sich Deine 20jährige Tochter nun doch zur ersten Impfung durchgerungen hat. Über ein Jahr haben wir versucht, sie mit allem, was uns möglich war, davor zu bewahren, eine schlechte Entscheidung für den Rest ihres Lebens zu treffen. Eine Entscheidung, von der wir befürchten, dass sie einen unseeligen Prozess im wahrsten Sinne des Wortes in Gang setzen wird. Wir sind uns nicht sicher. Nach wie vor nicht.

Wie bei vielen anderen will unser Verstand nicht akzeptieren, dass es Menschen gibt, die wissentlich rücksichtslos, brutal und ohne jegliche Gnade in dieser Welt agieren und die Dank ihreres präzisen Agierens und ihrer Skrupellosigkeit soviel Macht akkumuliert haben, dass sie tatsächlich einen atemberaubenden Einfluß auf einen großen Teil der Mensch ausüben können.

Wir sind irgendwie schlecht vorbereitet auf solche Menschen. Wir fühlen uns ihnen hilflos gegenüberstehend, scheinbar machtlos, klein und unfähig, etwas entscheiden Veränderndes zu tun.

Stimmt das eigentlich? Haben wir wirklich nichts in petto, was wir wie eine machtvolle Waffe aus unserem Revolvergürtel ziehen könnte? Stimmt es, dass wir nicht in der Lage sind, mit ebensolcher Präzision auf die unheilvollen Absichten zu zielen und sie mit einer einzigen Patrone wie ein Colabüchse vom Baumstamm zu schießen?

Selbstermächtig & gerüstet mit heiligen Waffen

Ich erinnere mich an eine Idee von Clinton Callahan. Er beschreibt 3 Stärken, die uns zur Verfügung stehen und die wir je nach unseren bewussten oder unbewussten Absichten, einsetzen können, um Schattenprinzipien oder den hellen Prinzipien zu dienen.

Wir alle sind machtvoll. Unsere „Waffen“ sind archetypische Stärken, die wir mitbekommen haben als unsere naturgegebene Ausrüstung. Sie heißen Vertrauen ( in uns selbst und in andere ), Mut, Geduld, innere Sammlung, Hingabe, Herzenskraft, Verstandeskraft, Entscheidungskraft, Integrität, Loyalität, innerer Raum, Mitgefühl, Erkenntnis. Sie werden getragen von den inneren Kriegern und Kriegerinnen , die darauf warten, für höhere Werte einzustehen und zu kämpfen.

Erklären – Wählen – Fragen und wo ist die Macht?

Theoretisch sind wir in der Lage, aus dem Vollbesitz unserer gesamten Lebensenergie auf eine offene, kreative und liebevolle Weise auf die Welt mit ihren Angeboten zu reagieren und mit ihr zusammen zum Guten für alle zu wirken. Aus angeborenen und anerworbenen Gründen verlieren wir den Zugang zu unserer Lebensenergie, zu dem, was man auch Essenz nennen kann. Wir geben unsere archetypischen Energien weg. Wir geben unsere Fähigkeit, mit uns selbst verbunden zu sein, weg. Wir geben unserer Energiezentren weg und anderen in die Hand. Und dann fühlen wir uns als Opfer und sehr hilflos.

Das lässt sich ändern, in dem wir uns unsere archetypischen Stärken ganz bewusst zurückholen, unseren Life Juice, unseren Lebenssaft… und wie? Indem wir uns selbst aufwecken und uns an unsere 3 mitgebrachten Stärken erinnern und sie in den Dienst  heller Prinzipien stellen!

Die 1. Macht: Bewusstes Erklären – Deklarieren (Wo ist die Macht?)

Ja, Du hast etwas zu sagen! Etwas wirklich Wichtiges! Und die Welt  um Dich herum wartet darauf, dass Du es endlich tust! Sie will es hören. Und zwar alles, kompromisslos und radikal! Von jetzt an!

Also fang an und gib Deine Erklärung an die Welt ab!

Sag ihr, was Du magst und was nicht, was Du leben willst und was nicht, was Deine Wahrheit ist und was nicht! Drück Deine wahren Gefühle aus. Teil Dich mit aus den Tiefen Deines Herzens und geh dabei das Risiko ein, dass niemand Dich verstehst. Hol Dir Deine wahre Stimme zurück! Niemand anderes kann das für Dich tun! Erinnere Dich, um was es Dir wirklich geht im Leben und dann teile Dich mit! Gib eine bewusste Erklärung darüber ab. Du wirst Dich wundern, wieviel Menschen nur auf eine/ einen wie Dich warten, um dann selber den Mut zu finden, ihre bewusste Erklärung an die Welt abzugeben.

Die Macht, etwas zu bewegen, liegt jetzt in Deiner Stimme!

Bild von Alexander Krivitskiy auf Pixabay

Die Macht liegt bei dem, dessen Prinzipien zum Ausdruck kommen. Wenn Du Dich nicht äußerst, still bleibst, Deine Wahrheit verschweigst, aus Angst, jemand anderer könnte Dich für gefährlich halten, dann gibst Du ihm die Power, die Macht, über Dich zu bestimmen und zu verfügen. Aber er wird sich – wie vielleicht erhofft – nicht liebevoll und empathisch um Dich kümmern. Er wird seinen Prinzipien dienen und nicht Deinen… Ist es das, was du wirklich willst?

Wenn nicht, dann erinnere die an Deine zweite Macht.

Die 2. Macht – Bewusstes Wählen (Wer hat die Macht?)

Wir können bewusst entscheiden, aus wieviel Möglchkeiten wir auswählen können. Das klingt vielleicht im ersten Moment merkwürdig. Wir sind mit den Idee aufgewachsen, dass es immer nur zwei Möglichkeiten gibt, bzw. eine richtige Antwort und der Rest ist falsch. Das drückt sich so aus, indem wir sagen: „Entweder….oder….!“ Aber wer hat uns eigentlich gesagt, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, die richtige und die falsche? Lass es uns überprüfen, indem wir üben, mindestens noch 7 andere Möglichkeiten zu finden, selbst wenn wir schon zwei mögliche gefunden haben. Bei zwei Möglichkeiten bleibe wir in einem linearen Erfahrungsbereich, der uns persönlich nur auf der Stelle treten lässt. Den haben wir schon komplett abgegrast. Da lässt sich nichts Frisches mehr finden.

Bild von photosforyou auf Pixabay

Und wer hat hier die Macht? Wenn wir die Entscheidung aus einem bestimmten Grund treffen dann liegt die Macht bei dem Grund, stimmts? Das kannst Du überprüfen. Sobald sich der Grund für Deine Entscheidungen in Luft auflöst – und früher oder später wird er das tun! –  wird sich auch Dein Gefühl von machtvoll-sein verflüchtigen. Du wirst aus den luftigen Höhen herabstürzen in das klägliche Grfühl, doch zu unbedeutend zu sein.

Wie können wir also eine Wahl treffen , so dass Verantwortung und Macht  in unserer Hand sind?  Wir können die Macht in unseren Entscheidungen zurückholen, indem wir unsere Entscheidungen von den Gründen trennen. Denn eigentlich fällen wir jede Entscheidung spontan aus tieferen und subtilen Bereichen heraus. Erst später erfinden wir Gründe dazu für den Fall, dass eine vermeintliche Autoritätsperson uns danach fragt.

Den Grund, den wir dann anbringen, wird genau zu der Erwartungshaltung der fragenden Person passen. Auch das kannst das überprüfen. Wir liefern einfach ab, um Konflikten auszuweichen. Die Gründe dienen als Schutzschild, um gewappnet zu sein, falls unsere Entscheidung in Frage gestellt wird. Dann haben die Gründe Schuld und nicht wir!

Zu den Entscheidungen ohne Wenn und Aber zu stehen, ist eine Frage der Verantwortlichkeit. Aber nur, wenn Du bereit bist, radikale Verantwortung für alles, was in Deinem Leben geschieht, zu übernehmen, bist Du bereit für die ganze Macht! Und mit der verantwortlichen Macht kommt etwas zu Dir, was Du schon lange ersehnst: FREIHEIT!

Vor allem Freiheit von der Reaktivität Deines Egos – und das fühlt sich wie ein tiefes Aufatmen an. Gibt es was Besseres?

Die dritte Macht – Bewusstes Fragen (Wohin führt die Macht?)

Bewusstes Fragen ist besonders wichtig für die Orientierung in Situationen und das Navigieren durch Situationen. Durch bewusstes Fragen kannst Fragen stellen, deren Antworten im aktuellen Raum nicht existieren. Und das klingt leichter als getan. Im Normal fragen wir, um uns im aktuellen Raum zu orientieren und diesen mit all seinen Mitspielern zu manipuleren. Diese Neugier dient eher der mittelmäßigen Sucht nach Kontrolle

Was im aktuellen Raum existiert, ist das Bekannte. Was außerhalb des gegenwärtigen Raums existiert, ist das Unbekannte.

„Um das Unbekannte zu betreten, muss der gewöhnliche Intellekt mit seiner Standard Human Intelligence Thoughtware (S.H.I.T.) verlassen werden. Eine Frage zu stellen, auf die es im gegenwärtigen Raum keine Antwort gibt, kann auch als „Orthogonal gehen“ bezeichnet werden. Orthogonal“ ist ein Begriff aus der Mathematik und bedeutet „im rechten Winkel zu…“. (Clinton Callhan)

Bewusstes Fragen kommt aus Deinem Innersten. Es kommt aus dem Bereich, wo Du zur Frage wirst durch Dein Sein. Du stellst Bekanntes in Frage, indem Du Dich für non-lineares Handeln entscheidest. Verändere den Blickwinkel auf Dinge. Verändere Deine Position zu den Sachen, zu Deiner bekannten Welt und dann beobachte, was geschieht. Wie verändert sich Deine Welt und Dein Erfahrungsraum?

Aus Deiner Frage wird eine Suche und aus Deiner Suche eine Reise. Und das Ziel dieser Reise bist immer nur Du Selbst. Du entdeckst Dich als ein grenzenloses Universum.

Gute Fragen sind kostbarer als gute Antworten. Eine Antwort beendet Deine Reise, oder zumindest ein Abschnitt.  Also warum sind wir so erpicht darauf, auf alles eine Antwort zu finden? Vielleicht weil wir Angst vorm Reisen haben? Angst, etwas zu entdecken, was uns schockiert, was uns aus der Komfortzone schubst, was uns konfrontiert mit unseren Inkompetenzen?… Vielleicht weil wir Angst vor unserer eigenen Mächtigkeit haben, davor eine Realität zu erschaffen, für die wir dann verantwortlich sind?

Indem wir durch die Art wie wir denken, fühlen & leben zu einer Frage ans Leben an sich werden, bekommen wir das mächtigste Werkzeug in die Hand, um diese Welt zu verändern zu können. Wir werden zum Magier/ zur Magierin. Um diese Macht konstruktiv nutzen, werden wir uns beständig unseren Schatten stellen müssen. Wir ahnen diese immense Herausforderung. Das lässt uns oft das Fragen unterdrücken. Wir halten still. Wir sehen schweigend zu. Wir stumpfen unser Gefühl der empathischen Verantwortlichkeit zur Unkenntlichkeit ab.

Die Kunst, eine tiefe Frage aus dem Innersten wie einen wundersamen Vogel in die Welt hinausfliegen zu lassen, ist eine Kunst, die sich zu üben lohnt. Frei und offen auf seine Rückkehr als eine Antwort dieser Welt zu warten, braucht Geduld und Mut und Gottvertrauen. Gut, diese im Reisegepäck zu haben, findest Du nicht auch?

Am Ende sind wir alle eins

Liebe Freundin, ich finde es immer wieder hart, zu akzeptieren, dass letztlich jeder in der Illusion seiner eigenen Realität lebt, und dass diese Realitäten bestenfalls authentische Begegnungen haben können. Aber diese sind immer auch ein Tür in ein höheres Verständnis, dass wir letztlich auf einer viel tieferen Ebene unseres Seins all aus einem Ursprung stammen. Jeder Blickwinkel, jede einzelne Lebenserfahrung speist sich durch uns Individuen ein in eine riesige Bibliothek. Nichts ist umsonst und nichts ist verschwendet. Und wann jeder seine Tür zurück findet, erkennt und durchgeht, liegt in seiner ganz persönlichen Hand.

Stattfinden können authentische Begegnungen jedoch nur in einem Raum jenseits vom Rechthaben, jenseits des fruchtlosen Kampfes um die sogenannte Wahrheit. Lass uns uns gegenseitig erinnern, dass wir nicht hier sind, um Antworten zu geben, sondern um weltenerschaffende Fragen zu stellen.

Und unseren Kindern geben wir ihre Freiheit zurück, all das für sich selbst herauszufinden. Und sollten sie uns tatsächlich einmal nach unserer Sicht auf die Welt fragen, dann erzählen wir ihnen von den drei Stärken, und dass wir es bedauern, sie ihnen vorenthalten zu haben.

( Dieser Artikel ist inspiriert von dem besonderen Beitrag, den Clinton Callahan und seine neue „Thoughtware“ an diese Welt leistet. Ich danke ihm von Herzen für seine Großzügigkeit, soviel zu teilen. Hier findest Du zu seinem Angebot –> )

Geboren 1968, mittlerweile im Norden Deutschlands lebend, lernend, lehrend, schreibend, bin ich Lebenskünstlerin, Menschenliebhaberin und leidenschaftliche Gärtnerin...gesegnet mit Kindern, Katzen, Pferd und besonderen Menschen an meiner Seite...